Informationen für Ärzte

Die Aufgaben der Klinik für Anästhesiologie umfassen in der Abteilung sämtliche vier Säulen des Fachs: In der klinischen Anästhesie werden pro Jahr deutlich mehr als 15.000 Anästhesieverfahren an drei Betriebsstätten angewandt. Die operative Intensivmedizin betreut zwei interdisziplinäre Intensivstationen (16 Betten am Standort Paderborn, 8 Betten am Standort Salzkotten). Die Standortleitung für den Notarztstandort St.-Vincenz wird durch zwei Oberärzte der Klinik für Anästhesiologie geleitet. Schmerztherapeutisch werden Patienten derzeit durch einen Akut-Schmerz-Dienst für postoperative Patienten betreut, ein weiteres großes Feld stellt die geburtshilfliche Schmerztherapie dar.

In den folgenden Blöcken erhalten Sie detailliertere Informationen zu unseren Arbeitsbereichen.

In unserer Abteilung werden jährlich deutlich über 14.000 Anästhesieverfahren in insgesamt 15 Operationssälen an drei Betriebsstätten durchgeführt. Die Säle teilen sich wie folgt auf die Betriebsstätten auf:

St. Vincenz-Krankenhaus Paderborn
Sieben OP-Säle: Allgemein- und Viszeralchirurgie (inklusive der Sektionen Kinderchirurgie und bariatrischer Chirugie), Unfallchirurgie und Orthopädie, Gefäßchirurgie (inlusive Hybrid-OP), Neurochirurgie

Frauen- und Kinderklinik St. Louise Paderborn
Drei OP-Säle (Gynäkologie und Geburtshilfe)

St. Josefs-Krankenhaus Salzkotten
Fünf OP-Säle (Allgemeinchirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie, Gynäkologie und Geburtshilfe)

Operatives Spektrum

In der Allgemeinchirurgie reicht das Spektrum von oberflächlichen Excisionen, offene und laparoskopische Appendektomien/Cholezystektomien bis hin zu großen abdominalchirurgischen Eingriffen wie Gastrektomien, Whipple-Operationen, ausgedehnten Darmeingriffen, Zweihöhleneingriffen (Ösophaguschirurgie). Im Bereich der Kinderchirurgie betreuen wir Früh-/Neugeborene und Kinder rund um alle Operationen. Für diese besondere Patientengruppe haben wir ein Spezialistenteam für Kinderanästhesie gebildet. Unfallchirurgisch werden osteosynthetische Frakturversorgung, Arthroskopien und orthopädischen Korrektureingriffe, sowie Endoprothetik im Bereich des Hüftgelenks und Wirbelsäulenchirurgie angeboten; zusätzlich bestehen handchirurgische und wirbelsäulenchirurgische Schwerpunkte. Im Bereich der Gefäßchirurgie liegen Schwerpunkte u.a. im Bereich der Carotischirurgie, Aortenaneurysma- und Bypasschirurgie, Shuntchirurgie, Varizenchirurgie, Behandlung des chronischen Ulcus cruris, Implantation von Portsystemen und Implantation von Herzschrittmachern sowie Defibrillatoren. Im Bereich der Kardiologie werden minimal-invasive Verfahren zur Korrektur von Herzklappenfehlern anästhesiologisch betreut. Zusätzliche anästhesiologisch betreute Sonderbereiche stellen die chirurgischen und konservativen Schockräume dar sowie Neuroradiologie, CT, MRT und Endoskopie

Zusätzlichanästhesiologische betreute Sonderbereiche stellen die chirurgischen und internistischen Schockräume dar sowie CT, MRT und Endoskopie.

Im Bereich der Gynäkologie (Standort Frauen- und Kinderklinik St. Louise, Paderborn) werden in zwei OP-Sälen Patienten für gynäkologisch-chirurgische Eingriffe betreut. Hier besteht ein Schwerpunkt in der Mamma-Chirurgie (zertifiziertes Brustzentrum), sowie in der Behandlung sämtlicher übriger gynäkologischer Tumore (Ovarial-Carcinom, Corpus- und Cervixcarcinom, Vaginalcarcinom). Ein weiterer Schwerpunkt besteht in der Geburtshilfe, hier werden pro Jahr über 3.800 Geburten betreut, ein OP im Kreißsaal-Bereich dient aufgrund der räumlichen Nähe zur (Not-)Sectio caesarea. Die Kliniken für Gynäkologie und Geburtshilfe und die Klinik für Pädiatrie sind als Perinatalzentrum (Level 1) ausgewiesen.

Narkoseverfahren

Vollnarkose


Die meisten Vollnarkosen werden als balancierte Narkose mit intravenöser Einleitung und inhalativer Aufrechterhaltung durchgeführt. Als Narkosegas benutzen wir dabei fast ausschließlich Sevofluran, die Möglichkeit der Kombination mit Lachgas besteht. Bei entsprechender Indikation werden Vollnarkose auch als so genannte TIVA (total intravenöse Anästhesie) konzipiert (Remifentanil + Propofol). Auch für Säuglings- und Kindernarkosen stehen oben genannte Verfahren zur Verfügung. Dank modernster Narkosegeräte sind auch längere maschinelle Beatmungszeiten möglichst lungenprotektiv möglich.

Regionalanästhesien

Spinalanästhesie

Bei Engriffen an den unteren Extremitäten (z.B. Arthroskopie des Kniegelenks) sowie im Bereich des Unterbauchs (z.B. Sectio cesarea) kommt die Spinalanästhesie zum Einsatz. Bei fehlenden Kontraindikationen wie z.B. der Einnahme von Gerinnungshemmern, Infektionen im Punktionsbereich, Koagulopathien, massive Deformation der Wirbelsäule oder neurologischen Erkrankungen im Bereich des Rückenmarks wird mit einer Pencil Point Nadel der Liquorraum punktiert und je nach Eingriffsart und –dauer eine entsprechende Menge Lokalanästhetikum appliziert. Hierbei kann sowohl die Substanz (Eingriffsdauer) als auch deren Barizität (Ausbreitungshöhe) variiert werden.

Periduralanästhesie

Im Gegensatz zur Spinalanästhesie wird bei der Periduralanästhesie der bindegewebige Raum im Wirbelkanal aufgesucht, der den Durasack nebst Rückenmark umgibt. Hier wird über eine Tuohy-Hohlnadel ein feiner Kunststoffkatheter platziert, über den ein Lokalanästhetikum entweder als Bolus oder kontinuierlich über eine Spritzenpumpe gegeben wird. Verbunden mit einem entsprechenden Perfusor mit Bolustaste ist so eine Patienten kontrollierte epidurale Schmerztherapie (PCEA) möglich. Einsatzgebiet dieser Technik sind zum einen die Geburtshilfe (PDA zur Geburtserleichterung / Sectio), zum anderen große abdominelle Eingriffe, hier vor allem zur postoperativen Schmerztherapie. Es finden sowohl lumbale und thorakale Zugänge Verwendung.

Nervennahe Regionalanästhesie

Hierbei kommen in unserer Abteilung sowohl Verfahren im Bereich der oberen Extremität zum Einsatz (Plexus-brachialis-Blockade je nach Indikation an allen gängigen Punktionsorten), als auch im Bereich der unteren Extremität (vorwiegend Ischiadicus- und N. femoralis-Blockade). Die Lokalisation der Nerven geschieht per Sonografie. Die Verfahren werden hierbei sowohl in Single-Shot-Technik als auch als Katheter-gestützte Analgesie eingesetzt.

Lokalanästhesie

Kleinere chirurgische Eingriffe können auch in Lokalanästhesie durchgeführt werden. Hierbei wird durch den Operateur ein Lokalanästhetikum fächerförmig um das Operationsgebiet gespritzt, so dass der folgende Eingriff schmerzfrei vorgenommen werden kann, z.B. ein Aggregatwechsel bei Patienten mit Herzschrittmacher. Bei schlechtem Allgemeinzustand des Patienten oder auf chirurgischen Wunsch hin ist ein/e Anästhesist/in bei dem Eingriff zugegen, um gegebenenfalls die Wirkung der Lokalanästhesie durch systemische Analgetika zu supplementieren oder eine Vollnarkose einleiten zu können (Stand-by).

Geräteausstattung

In den OP-Sälen befinden sich nahezu ausnahmlos mordernste Narkosegeräte der Zeus-Generation (Dräger). Auch erweitertes invasives Monitoring ist an jedem Arbeitsplatz möglich, wie z.B. invasive Blutdruckmessung, prozessierte EEG-Ableitung (BIS), Relaxometrie sowie Nah-Infrarot-Spektroskopie (NONIN NIRS).

Des weiteren verfügen wir seit Längerem über portable Ultraschallsysteme, die zusätzliche Sicherheit sowohl beim Einsatz von Regionalanästhesie-Verfahren als auch bei der Anlage von vaskulären Zugängen bieten.

Insbesondere im unfall- und gefäßchirurgischen Bereich kommen Systeme zur maschinellen Autotransfusion zum Einsatz (Sonin XTRA).

Leistungsdaten

Eine detaillierte Aufstellung für das Jahr 2024 finden Sie hier für die Standorte in Paderborn sowie den Standort Salzkotten.

Die interdisziplinäre Intensivstation unseres Krankenhauses wurde im Jahr 1998 bezogen und umfasst derzeit 16 Betten. Die Klinik für Anästhesiologie obliegt die organisatorische Leitung der Intensivstation, sie betreut zudem alle operativen Intensivpatienten in Zusammenarbeit mit den bettenführenden Abteilungen (Kliniken für Allgemeinchirurgie, Unfallchirurgie, Gefäßchirurgie, Gynäkologie und Kieferchirurgie). Hierfür sind tagsüber ein bis zwei Assistenzärzte und ein Oberarzt auf der Station anwesend. Weitere Betten werden von den Kliniken für Kardiologie und internistische Intensivmedizin und der Klinik für Neurologie belegt. Unsere Patienten werden in sechs Einzel- und fünf Doppelzimmern betreut. Die Einzelzimmer bieten durch Schleusenräume die Möglichkeit, infektiöse Patienten zu isolieren. Das fachübergreifende innerklinische Notfallteam besteht in jedem Fall mindestens aus einer Intensiv-Pflegekraft sowie einem Arzt der Klinik für Anästhesiologie. Regelmäßige Reanimationstrainings für Ärzte und Pflegekräfte bilden die Grundlage für eine anhaltend hohe Qualität an akutmedizinischer Versorgung.

Auf unserer Intensivstation werden alle gängigen intensivmedizinischen Techniken durchgeführt. Dies sind im Einzelnen:

  • Intensivmedizinisches Standardmonitoring mit invasiver Druckmessung
  • Erweitertes hämodynamisches Monitoring mittels Pulskonturanalyse (PiCCO)
  • fokussierte Point-of-care Sonographie
  • Invasive und nichtinvasive Beatmung
  • Punktionen (z. B. Pleuradrainagen)
  • Diagnostisch-therapeutische Bronchoskopien
  • Dilatationstracheotomien
  • Weitere endoskopische Verfahren (z. B. Gastroskopie) durch die Medizinische Klinik I
  • Extrakorporale Verfahren:
    • Nierenersatzverfahren (intermittierend und kontinuierlich; Medizinische Klinik I und Nephrologie)
    • Intravasale Kühlung nach Reanimation (Medizinische Klinik II)
    • Herz-/Lungenunterstützung per Lifebridge®-System (Medizinische Klinik II)
    • Kardiales Assist Device Impella® (Medizinische Klinik II)
    • Passagere Schrittmacher-Therapie (Medizinische Klinik II)

Geräteausstattung

Monitoring:
Siemens SC 7000 und Dräger Infinity Delta mit Zentralüberwachung

Beatmung:
Dräger Evita XL sowie V500
Heinen und Löwenstein BiPAP vision sowie Philips Respironics V60 für nichtinvasive Beatmung (mit Masken oder Helm)
Dräger Oxylog 3000 für innerklinische Transporte

Spritzen-/Infusionspumpen:
Braun Infusomat fm und Infusomat space
Braun Perfusor fm und Perfusor space
PCA-Pumpen (vorwiegend epidural und für periphere Leitungsanästhesien): Braun Infusomat space

Intravasale Kühlung nach Reanimation:
Alsius Coolguard 3000

Intraaortale Gegenpulsation (Medizinische Klinik II):
Datascope CS 100

Externer Schrittmacher (transthorakal und transvenös, Medizinische Klinik II)

Erweitertes hämodynamisches Monitoring:
Pulsion PiCCO 2

Bronchoskope der Fa. Olympus

Mobiles Röntgengerät für bettseitige Röntgenaufnahmen inklusive bettseitiger Betrachtung sowie unmittelbarer Netzwerkeinspeisung (Klinik für Radiologie)

Sonographiegeräte Philips Sparq (Linear-, Sektor- sowie Curved-array Sonde) sowie Toshiba Vivid I (Sektor-Sonde)

Die Stadt Paderborn stellt mit zwei ständig besetzten Notarzteinsatzfahrzeugen (NEF) die notfallmedizinische Versorgung der Stadt sowie eines Teils des Landkreises Paderborn sicher. Dieses Gebiet umfasst etwa 200.000 Einwohner. Die Notärzte werden von den Krankenhäusern der Stadt (St. Vincenz-Kliniken, Brüderkrankenhaus St. Josef und St. Johannisstift) in Rotation gestellt. Der Notarztstandort St. Vincenz-Kliniken wird von zwei Oberärzten der Klinik für Anästhesiologie geleitet und organisiert. Die Weiterbildungsermächtigung für Notfallmedizin wird durch den Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie sowie dessen Vertreter wahrgenommen.
Neben Ärzten unserer Klinik sind auch Ärzte aus den weiteren Kliniken des Hauses als Notärzte eingesetzt. Durch Fortbildungen und regelmäßige Megacode-Trainings wird ein hoher fachlicher Standard gewährleistet.

Neun Notärzte unserer Abteilung beteiligen sich an der Rufbereitschaft für den Leitenden Notarzt des Kreises Paderborn.

Eine besondere Einrichtung des Notarztdienstes ist der Neugeborenenabholdienst der Kinderklinik St. Louise. Hier werden Kinder mit einem Transportinkubator aus Geburtskliniken in der weiteren Umgebung von Paderborn abgeholt, die einer dringenden Behandlung in der Kinderklinik bedürfen. Regelhaft sollten jedoch Risikogeburten direkt im Perinatalzentrum unseres Hauses erfolgen.

Die Ärzte unserer Abteilung sind aufgrund ihrer intensivmedizinischen Expertise wesentlich an der Etablierung und Besetzung der Intensivmobile (ITW) der Feuerwehr der Stadt Paderborn beteiligt. Mit diesen Fahrzeugen werden Patienten aus den St. Vincenz-Kliniken, aber auch aus umliegenden Krankenhäusern in Spezialkliniken verlegt (hauptsächlich in Kliniken für Herz- und Neurochirurgie, gelegentlich auch in Verbrennungszentren). Hierbei ist eine lückenlose Fortführung der Überwachung (intensivmedizinisches Monitoring mit Kapnometrie und invasiver Druckmessung, Sonographie, Blutgasanalyse) und Therapie (differenzierte Beatmung, Spritzenpumpen, intraaortale Gegenpulsation) möglich. Außerdem ist über ein spezielles Fahrzeug zudem der Transport von besonders übergewichtigen Patienten mit maximaler Sicherheit durchführbar.

In der staatlich anerkannten Rettungsdienstschule der Stadt Paderborn bilden wir in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr der Stadt Paderborn Notfallsanitäter aus und begleiten diese während Ihrer inner- und außerklinischen Ausbildung. Sowohl ärztlich als auch pflegerisch bestehen hierfür eingeplante Stellenanteile.

Ein Schwerpunkt unserer klinischen Tätigkeit ist die perioperative Schmerztherapie mit Akutschmerzdienst. Bei besonders schmerzhaften und ausgedehnten Operationen kombinieren wir die Allgemeinanästhesie mit unterschiedlichen Regionalanästhesieverfahren. Hier kommen insbesondere die lumbale und thorakale Periduralanästhesie und periphere Blockaden (axilläre, infraclaviculäre, interscalenäre Blockade des Plexus brachialis, Blockaden des N. ischiadicus sowie N. femoralis) zum Einsatz. In aller Regel geschieht dies als patientenkontrollierte Analgesie (PCA) für 3-10 Tage. Bei Bedarf wird die Schmerztherapie durch systemische Analgetika ergänzt. Patienten, die perioperativ durch unseren Akutschmerzdienst betreut werden, besuchen wir zweimal pro Tag, um die Therapie optimal und individuell steuern zu können und um Komplikationen rechtzeitig zu erkennen. Darüberhinaus stehen wir allen Abteilungen des Hauses konsiliarisch für komplexe Fragen der Schmerztherapie zur Verfügung und betreuen Schmerzpatienten bei Bedarf mit.

Skizze