Neurologie – eine geniale Mischung
„Während und auch nach dem Studium fiel es mir schwer, mich für eine Fachrichtung zu entscheiden und damit viele andere Spezialisierungen erst mal außer Acht zu lassen.
Als ich am Anfang über Neurologie nachgedacht habe, dachte ich an chronische Erkrankungen wie Morbus Parkinson und Multiple Sklerose. Mich überkam ein bedrückendes Gefühl bei dem Gedanken einem chronisch Kranken nicht ausreichend helfen zu können und allenfalls einen Status quo zu erhalten.
Nach kurzer Zeit als Assistenzärztin habe ich diese Vorstellung revidieren können. Dank reger Forschung, vielen neuen Medikamenten und interdisziplinärer Betreuung der Patienten haben viele von ihnen eine hohe Lebensqualität, die ich anfangs nicht für möglich gehalten habe.
Außerdem lebt die Neurologie nicht nur von chronischen Erkrankungen, sondern auch von akuten Notfällen wie dem Hirninfarkt und dem epileptischen Krampfanfall, bei denen wir in kurzer Zeit deutliche Besserungen des Befindens der Patienten erreichen können.
/p>Als Assistenzärztin in der Notaufnahme konnte ich trotz wenig Vorerfahrung schon zu Beginn Patienten untersuchen und eigenständig Diagnosen basierend auf Anamnese und Untersuchung stellen. Ein detailliertes Vorgehen kann schon im Erstkontakt viele Rätsel lösen.
Auch in der Notaufnahme ist die Neurologie geprägt von einer Mischung an Patienten. Besonders spannend ist ein Hirninfarkt im Zeitfenster, bei dem jede Minute zählt.
In Zusammenarbeit mit der Neuroradiologie können wir vielen Menschen in kurzer Zeit durch Lyse-Therapie und mechanische Thrombektomie helfen.
Die Nervosität, die ich beim ersten Zeitfenster verspürt habe, wurde noch einmal gesteigert durch den Nervenkitzel im ersten Dienst. Zunächst beginnt man bei uns nach gut sechs Wochen mit Diensten tagsüber, in denen man immer noch einen anderen Kollegen im Haus zur Seite hat. Anfang des vierten Monats stand für mich dann der erste Nachtdienst alleine an. Jedoch wurde mir schnell bewusst, dass ich gar nicht so alleine bin.
Die Verantwortung für bis zu 70 Patienten auf der Normalstation, 10 Patienten auf der Stroke Unit und einzelne Patienten auf der Intensivstation zu übernehmen, das kann einen schon gedanklich belasten. Aber dahinter steckt ein Team aus erfahrenen Pflegefachkräften, ärztlichen Kollegen der anderen Abteilungen und den Oberärzten, die jederzeit zu erreichen sind.
In unserem Team zu arbeiten ist sehr bereichernd und jeden Tag werden gemeinsam kleine und größere Rätsel der Neurologie gelöst!