Absolute Schmerzfreiheit ist die Grundvoraussetzung für jede Operation. Hierzu verfügt die moderne Anästhesie über verschiedene Narkoseverfahren. Neben der Allgemeinanästhesie, der klassischen Vollnarkose, bietet sich für Operationen an bestimmten Körperregionen alternativ eine Regionalanästhesie an.

Es wird hierbei nervennah oder rückenmarksnah das Operationsgebiet, z.B. der Arm oder die Beine, mit einem Lokalanästhetikum betäubt. Patientenwünsche werden, soweit möglich, gerne berücksichtigt. Die "Narkoseangst" mancher Patienten ist uns bewusst. Vor einer Operation werden wir Sie daher in einem vorbereitenden Gespräch ausführlich über die optimalen Narkosemöglichkeiten individuell beraten. Durch gezielte Zuwendung und Information möchten wir eine vertrauensvolle Gesprächsbasis aufbauen, in die Sie Ihre Fragen einbringen können. Viele Sorgen vor der Anästhesie lassen sich so schon im Vorfeld mildern. 

Zur Kampagne "Narkose in sicheren Händen" des Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten

Narkoseverfahren

Zur Durchführung einer Narkose kommen sowohl moderne Regionalanästhesieverfahren als auch Allgemeinanästhesieverfahren zur Anwendung. Darüber hinaus verfügt das St. Vincenz-Krankenhaus über eine jahrzehntelange Erfahrung in der Durchführung kombinierter Anästhesieverfahren, wobei sich Allgemein- und Regionalanästhesien speziell bei großen Operationen im Bauchraum oder bei unfallchirurgischen Eingriffen vorteilhaft ergänzen und den Heilungsverlauf nach der Operation günstig beeinflussen. Während der Narkose setzt der Anästhesist zur engmaschigen Überwachung des Patienten verschiedene moderne Überwachungssysteme ein (z.B. zur Überwachung des Herzkreislaufsystems, der Hirnfunktion, der Lungenfunktion und der Narkosetiefe). Über die möglichen Nebenwirkungen und Risiken der verschiedenen Narkoseverfahren wird Sie Ihr/e Anästhesist/in in einem Vorgespräch ausführlich informieren.  

Generell lassen sich drei Formen der Anästhesie unterscheiden: Lokalanästhesie, Regionalanästhesie und Allgemeinanästhesie (Vollnarkose)

Lokalanästhesie

Nur ein kleiner Bezirk im Feld der Operation wird betäubt. Lokalanästhesien führt der Sie operierende bzw. untersuchende Arzt durch. Je nach Operationen befindet sich stets ein Anästhesist vor Ort, um bei unzureichendem Betäubungseffekt weitergehende Maßnahmen zu ergreifen.

 

 

Regionalanästhesie

Sie erstreckt sich auf einen größeren Abschnitt des Körpers, der Blockadeort befindet sich hier in der Regel außerhalb des OP-Gebietes. Man unterscheidet zwischen rückenmarksnaher und nervennaher Regionalanästhesie. Zu den rückenmarksnahen Regionalanästhesieverfahren zählen Spinalanästhesie und Periduralanästhesie.

Schmerzfreie Eingriffe unterhalb des Bauchnabels ermöglicht die so genannte Spinalanästhesie. Unterbauch, Beckenbereich und Beine werden durch die Betäubung gefühllos. Die Spinalanästhesie wird im Sitzen durchgeführt, in besonderen Fällen in Seitenlage. Nach einer örtlichen Betäubung wird ein Medikament (Lokalanästhetikum) in den mit Nervenflüssigkeit gefüllten Raum der Lendenwirbelsäule eingespritzt (Liquorraum). Sie verspüren ein Wärmegefühl in den Beinen und können diese schon bald nicht mehr oder nur noch eingeschränkt bewegen. Die Zeitdauer bis zum Wirkungseintritt beträgt ca. 5-15 Minuten. Eine Spinalanästhesie wirkt, je nach ausgewähltem Betäubungsmittel, 2 bis 5 Stunden.

Die Periduralanästhesie eignet sich für Eingriffe unterhalb des Bauchnabels. Bei diesem Verfahren wird ein örtliches Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum) außerhalb des Liquorraums (Periduralraum) injiziert. Dadurch werden die vom Operationsgebiet zum Rückenmark führenden Nerven betäubt. Nach örtlicher Betäubung der Einstichstelle am Rücken wird mit einer Hohlnadel der Periduralraum aufgesucht. Durch diese Hohlnadel wird dann ein sehr dünner, flexibler Kunststoffschlauch (Periduralkatheter) in den Periduralraum vorgeschoben. Danach wird die Hohlnadel wieder entfernt. Der Katheter verbleibt im Periduralraum und wird auf dem Rücken per Pflaster fixiert. Der Anästhesist spritzt dann das Lokalanästhetikum durch diesen Katheter ein. Die Wirkung setzt in der Regel nach 15 Minuten ein. Der betäubte Bereich wird warm und die Sensibilität lässt nach. Sie können Ihre Beine danach möglicherweise nur eingeschränkt bewegen. Der Katheter ist sehr dünn, so dass Sie ihn nicht spüren. Sie können sich mit dem Katheter frei bewegen. Er kann problemlos einige Tage liegen bleiben. Dieses Verfahren eignet sich deshalb besonders für Eingriffe, die eine mehrtägige Schmerztherapie notwendig machen. Für einige Operationen ist die Kombination von Peridural- und Allgemeinanästhesie sinnvoll.

Die Kaudalanästhesie entspricht einer Periduralanästhesie für Säuglinge und Kleinkinder, unterscheidet sich jedoch von der klassischen PDA durch den alternativen Zugangsweg knapp oberhalb der Gesäßfalte (s. nebenstehende Abbildung). Im Gegensatz zur PDA wird lediglich eine Einmalinjektion vorgenommen.

Die Kaudalanästhesie eignet sich für Eingriffe unterhalb des Bauchnabels, z.B. Leistenbruchoperationen, Operationen am Bein oder bei Vorhautverengung. Üblicherweise wird sie zusätzlich zur Vollnarkose am schlafenden Kind vorgenommen. Die Nerven, die das Rückenmark verlassen werden hierbei mit einem örtlichen Betäubungsmittel betäubt. Die Wirkung hält über mehrere Stunden an, so dass Ihr Kind insbesondere nach der Operation lange von der schmerzlindernden Wirkung profitiert.

Bei diesem Verfahren wird ein örtliches Betäubungsmittel nervennah verabreicht, diese Verfahren kommen vor allem für Operationen an Armen oder Beinen in Frage. Die Bestimmung des optimalen Injektionsortes geschieht mittels Ultraschall. Das Betäubungsmittel wird hiernachin in die Nähe des Nervenbündels gespritzt, das die zu operierende Region versorgt. Die Wirkung setzt nach zirka einer halben Stunde ein und hält für mehrere Stunden an. Sie spüren den blockierten Bereich des Armes oder Beines nicht mehr und können ihn für einige Stunden nur noch eingeschränkt bis gar nicht bewegen.

Auch nach der Operation hält die Betäubung noch an. Empfinden sie beim Nachlassen der Betäubung Schmerzen, so erhalten sie zusätzliche Schmerzmedikamente, in der Regel als Tablette oder Tropfen. Zur Schmerztherapie können nervennahe Regionalanäthesien auch per Katheter erfolgen und somit über mehrere Tage das Lokalanästhetika verabreicht werden (siehe Schmerztherapie).

Sie wird auch Vollnarkose genannt. Dabei werden Sie in einen schlafähnlichen Zustand versetzt. Im Operationsvorraum wird Ihnen eine Infusionsnadel gelegt, über die die Medikamente verabreicht werden können. Danach schließen wir die notwendigen Überwachungsgeräte an. Dazu gehören bei jedem Patienten EKG, eine Blutdruckmessung über eine Oberarmmanschette sowie ein Klipp am Finger zur Messung des Sauerstoff-Gehaltes im Blut. In besonderen Fällen sind weitere Überwachungsmethoden notwendig, über die wir Sie im Narkosegespräch informieren.

Danach werden die Medikamente zur Narkoseeinleitung gespritzt und Sie schlafen innerhalb weniger Sekunden ein. Neben Ihrem Schmerzempfinden ist während der Narkose auch Ihr Bewusstsein ausgeschaltet. Der Narkosearzt betreut Sie während der gesamten Narkose.

Kleine Kinder brauchen zur Operation eine Vollnarkose. Im jugendlichen Alter kommen je nach Patientenwunsch auch Regionalanästhesieverfahren in Frage.

Eines der wichtigsten Ziele ist die Herstellung einer angstfreien Atmosphäre. Dies wird einerseits mit der Gabe von Beruhigungstabletten/-saft erreicht und zum anderen durch ein möglichst schmerzfreies Vorgehen im OP. Um eine Infusion schmerzfrei zu legen, bekommen über sechs Monate alte Kinder ein sog. „Zauberpflaster“. Dieses beinhaltet ein tief in die Haut eindringendes lokales Anästhetikum, das das Schmerzempfinden beim Legen der Infusionsnadel weitgehend ausschaltet. Nach dem Anschließen der Überwachungsgeräte können über diese Infusion die Narkosemedikamente verabreicht werden. Alternativ kann die Infusionsnadel bei geplanten Operationen auch erst nach dem Einschlafen gelegt werden. Die Narkoseeinleitung erfolgt dann über eine Maske. Aus der Maske strömt neben Sauerstoff ein Narkosegas, welches nach mehreren Atemzügen zum Einschlafen führt. Nach der Operation erwacht Ihr Kind im Aufwachraum.

Zur Linderung des Geburtsschmerzes kann eine Periduralanästhesie (PDA) in Anspruch genommen werden. Bei der Anlage eines Periduralkatheters verbleibt der Schmerz-Katheter bis die Geburt vollendet ist. Evtl. Maßnahmen während oder nach der Geburt (Dammschnitt bzw. Dammnaht) können darüber hinaus ohne das Setzen einer zusätzlichen Betäubung durchgeführt werden.
Im Falle eines ungeplanten Kaiserschnittes kann die liegende PDA problemlos hierfür genutzt werden. Hierzu wird ein höherprozentiges Betäubungsmittel injiziert. Der Kaiserschnitt kann so unter Schmerzfreiheit erfolgen.

Bei einem notwendigen Kaiserschnitt ohne vorher liegenden Periduralkatheter ist die Spinalanästhesie das Verfahren der Wahl. Diese ist wie auch die PDA für das ungeborene Kind und die Mutter im Vergleich zur Vollnarkose erheblich weniger risikobehaftet. Wie auch bei der PDA ist die Mutter wach und kann die Entbindung miterleben.

Sollte ein Kaiserschnitt zügig notwendig werden, ist eine Allgemeinanästhesie nötig, da die Anlage einer Spinal- oder  Periduralanästhesie zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Hierfür steht zu jedem Zeitpunkt unmittelbar ein Anästhesist in der Frauenklinik zur Verfügung.

Wir sind uns bewusst, dass für viele Patientinnen das Thema Kaiserschnitt bzw. rückenmarksnahe Anästhesie angstbesetzt sind. Daher begrüßen wir es ausdrücklich, wenn Sie in diesen Fällen der Partner / die Partnerin oder eine andere vertraute Person im OP begleitet.